Karlsson, Mattias. 2024. From Memphis to Babylon: African individuals and groups in texts from Chaldean and Achaemenid Babylonia (Ägypten und Altes Testament 125). Münster: Zaphon.
Die ersten Zivilisationen der Weltgeschichte, Ägypten und Mesopotamien, werden oft getrennt untersucht. Diese Studie verfolgt einen anderen Ansatz und konzentriert sich auf die Beziehungen zwischen diesen beiden Flusskulturen. Sie befasst sich mit der afrikanisch-babylonischen Interaktion im Zeitraum 626–331 v. Chr., als Babylonien (der heutige Südirak) zunächst das Zentrum eines Staates war, der den alten Nahen Osten dominierte, und dann eine wichtige Provinz im achämenidischen Reich. Während dieser 300 Jahre führten Auseinandersetzungen zwischen dem saitischen Ägypten (664–525) und dem chaldäischen Babylonien (626–539) sowie die persische Eroberung Ägyptens zu einem Macht- und Bevölkerungstransfer „von Memphis nach Babylon“. Das übergeordnete Ziel dieser Arbeit ist die Erörterung der Beziehungen zwischen Afrika und Mesopotamien. Die genaueren Ziele dieser Studie bestehen darin, Afrikaner (Ägypter, Kuschiten, Libyer) in babylonischen Texten aus der chaldäischen (626–539) und achämenidischen (539–331) Zeit zu identifizieren und die Anwesenheit von Afrikanern im chaldäischen und achämenidischen Babylonien zu erörtern unter dem Gesichtspunkt individuell-biografischer und kollektiv-demografischer Ebenen und Perspektiven. Die folgenden Forschungsfragen werden gestellt: Wer waren diese Afrikaner (in Bezug auf ethnische Zugehörigkeit, Geschlecht/Gender, Alter und Klasse)? Was haben diese Leute (beruflich) gemacht? Wann lebten sie (im Hinblick auf die Regierungszeit oder den Zeitraum)? Wo lebten sie (in Bezug auf Dorf, Stadt und Region)? Wie wurden sie in das babylonische Reich eingegliedert (zwangsweise/freiwillig, erste/zweite Generation usw.)? – Die Anwesenheit der afrikanischen Beamten im Dienste des chaldäischen und achämenidischen Babyloniens weist auf einen komplexen Prozess hin, in dem sowohl Anpassung als auch Kooptation eine Rolle spielten. Der Wunsch oder das Bedürfnis des Einzelnen, sich anzupassen, um zu überleben, co-existierte zusammen mit einem externen Druck von staatlicher Seite, der darauf abzielte, die afrikanischen Deportierten zu loyalen und profitablen Untertanen zu machen. Der Transfer von Memphis nach Babylon musste eine kontinuierliche Neubewertung dessen mit sich gebracht haben, was es bedeutete, ein Teil der ägyptischen Zivilisation an den Flüssen Babylons zu sein.